Geschichte Woche 6
Nach Lukas 3,1-18
Ein großes Abenteuer liegt hinter uns und wie schön, dass du mit auf der Reise warst. Jesus war damals 12 Jahre alt und weißt du was? Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Nein, inzwischen sind schon wieder einige Jahre ins Land gezogen und Jesus ist nun ein erwachsener Mann geworden. Geschwister bekam er nach und nach, sodass inzwischen ziemlich viel Trubel im Hause von Maria und Josef war. Bevor ich euch aber von Jesus weiter erzählen kann, muss ich euch jemanden vorstellen, der zur gleichen Zeit lebte wie Jesus.
Er wurde nur ein paar Monate vor Jesus geboren und war damit nur ein wenig älter als er. Und das beste daran war, dass Maria mit ihm verwandt war. Also theoretisch auch Jesus. Nun, dieser Mann hieß Johannes. Seine Eltern waren Zacharias, ein Priester und Elisabeth. Johannes war auch ein ganz besonderes Kind. Wie es zu seiner Geburt kam, kannst du in Lukas 1 nachlesen.
Wenn ich durch die Stadt ging, hörte ich immer wieder, wie sich die Menschen über Johannes unterhielten. Und da kam eine Menge zusammen. Ein paar Dinge wusste ich nun schon, aber ich wollte noch mehr erfahren. Vielleicht konnte ich jetzt schnell loseilen. Noch war es nicht zu spät und auf dem Marktplatz sicher noch eine Menge los. Also zog ich mir schnell meine Jacke über, denn manchmal konnte ein recht kühler Wind wehen und machte mich gemütlichen Schrittes auf in die Stadt. Ich hatte mich nicht geirrt. Eine Menge Menschen tummelten sich hier noch um zu kaufen oder zu verkaufen. Neugierig sperrte ich meine Ohren besonders auf, um möglichst viel an Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Da, zwei Männer standen dicht beieinander und unterhielten sich angeregt. Das konnte nur mit Johannes zu tun haben. Also schlich ich mich dichter heran und hörte genau zu.
„Hey, hast du schon von diesem komischen Kauz gehört, der immer in der Wüste lebt?“
„Du meinst Johannes, den Täufer?“
„Ja, genau den. Ist doch echt merkwürdig was er so von sich gibt, oder?“
„Irgendwie schon. Weißt du, was er letztes Mal gesagt hat, als er einige Pharisäer und Sadduzäer in der Menschenmenge sah?“
„Nein, sag.“
„Er hat zu ihnen gesagt: „Ihr Schlangenbrut, denkt ihr, ihr könnt dem göttlichen Gericht entkommen? Fangt an, nicht nur auf euren Stammbaum zu schauen und beruft euch nicht nur auf Abraham. Er wird euch nicht retten“. Das hat er ganz offen vor allen gesagt.“
Du musst wissen, Pharisäer waren Menschen, die ganz besonders auf alle Gebote achteten, die Mose damals erhalten hatte. Dabei gingen sie sogar so weit, dass sie sogar die kleinsten Feinheiten sehr streng nahmen und dabei die Gebote veränderten. Die Sadduzäer hingegen glaubten nicht, dass es Engel oder ein Leben nach dem Tod gab. Sie glaubten nur an die 5 Bücher, die Mose aufgeschrieben hatte. Mehr nicht. Nun lasst uns aber weiter zuhören, wer weiß, was wir noch so erfahren.
„Wie bitte? Wie kann er es wagen, solche Dinge zu anderen zu sagen? Zugegeben, die Pharisäer und Sadduzäer sind schon ein eigenartiges Grüppchen, aber sie deshalb so zu bezeichnen. Nein, das geht mir zu weit.“
„Aber das war noch nicht alles. Er sprach auch noch von jemandem, der nach ihm kommen wird. Er wird noch viel mehr tun, als er und mit einer Vollmacht reden und handeln, wie er sie nicht einmal im Ansatz besitzt. Johannes meinte, er sei zu gering, um ihm die Sandalen zu binden.“
„Aha, weißt du, wen er damit gemeint haben könnte?“
„Nein, mir fällt nichts ein.“
Aber mir, hätte ich am liebsten gerufen. Nur, sie konnten mich ja nicht verstehen. Jemand der Macht besitzt und besondere Dinge tut und sagt, damit konnte nur Jesus gemeint sein. Er war jemand besonderes und das konnte keiner leugnen, der ihm begegnet und ihn erlebt hatte.
Die beiden Männer gingen nun weiter und ich brauchte nicht lange zu warten, da kamen ein paar Soldaten langsam an mir vorbei. Auch sie unterhielten sich über Johannes.
„Weißt du, was mir gestern geschehen ist?“
„Nein, erzähl schon.“
„Ich bin zufällig Johannes dem Täufer begegnet und was er gesagt hat, das hat mich so gepackt, dass ich einfach nicht weitergehen konnte. Ich musste mir anhören, was er zu sagen hatte.“
„Und, was hat er gesagt?“
„Nun, zuerst sprach er davon, dass wir Buße tun und von unserem alten Leben abkehren sollen. Denn so, wie wir unser Leben bisher lebten, würde es uns nichts bringen.“
„Und was geschah dann?“
„Naja, dann fragten einige Soldaten, was wir denn tun sollten und er erwiderte, dass wir zufrieden sein sollen mit dem, was wir verdienen, dass wir niemanden misshandeln sollen und auch niemanden zu unrecht beschuldigen sollen.“
„Oh, das ist aber eine ganze Menge.“
„Ja, du hast recht, aber ich habe erkannt, dass er recht hat. Und deshalb habe ich mich taufen lassen. Denn ich möchte mein Leben ändern.“
„Taufen lassen? Was ist denn das?“
„Ich wurde im Jordan untergetaucht als Zeichen für die anderen, dass ich mein Leben ändern werde. Und zwar von Kopf bis Fuß unter Wasser getaucht.“
Was? So mutig war der Mann gewesen? Einfach mal ebenso untertauchen nur um zu zeigen, dass sich sein Leben ändern soll? Also ich wäre da mit Sicherheit nicht hinein gegangen. Das wäre mir zu gefährlich gewesen. Wobei, wenn mich jemand festhalten und wieder herausziehen würde...hm, darüber musste ich noch ein wenig nachdenken. Oh, was machte denn der offensichtlich reiche Kaufmann da? Er nahm seinen Mantel von den Schultern und legte ihm dem armen Bettler um. Das war aber eine schöne Geste. Da freute sich der arme Mann bestimmt. Erstaunt schaute der arme Mann auf und der gut gekleidete Mann antwortete dem Blick des Mannes:
„Wissen Sie, ich habe genug zum Leben und Johannes der Täufer hat uns aufgefordert, von dem zu geben, was wir haben. Mir geht es gut, Ihnen nicht. Da möchte ich weitergeben, was ich zu viel habe und nicht wirklich brauche.“
„Danke, werter Herr, das ist sehr nett von Ihnen.“,gab der Bettler ehrfürchtig zur Antwort und strich ganz vorsichtig über den weichen Stoff des Mantels.
Also, dieser Johannes, der machte echt einen guten Eindruck auf mich. Er schien für Frieden unter den Menschen zu sorgen und forderte sie zu einem neuen, einem besseren Leben auf. Innerhalb so kurzer Zeit hatte er schon so viele Menschen erreicht. Hm, vielleicht sollte ich ihn mal kennenlernen? Von ihm konnte ich bestimmt eine Menge lernen. Was hatte der eine Soldat gesagt? Im Jordan war er getauft worden. Nun ja, das war schon ein ganz schönes Stück bis dahin. Aber, ich hatte ja Zeit.
Ich schwang mich auf einen Lastenkarren, der aus der Stadt hinaus fuhr. So sparte ich Zeit, Kraft und Energie. Ich machte es mir gemütlich und lächelte der Sonne entgegen. Schließlich kamen wir an ein Stadttor. Hier hielt der Karren an. Bevor er passieren konnte, musste er noch Zoll bezahlen. Neben dem Tor befand sich ein kleines Häuschen aus Holz. Dort saß ein Mann, lächelte jeden, der vorbei fuhr an und nahm dann das Geld entgegen, dass ihm gereicht wurde. Bei dem Karren des Bauern schaute der Zöllner auf und nannte eine kleine Summe, die der Bauer bezahlen musste. Sein Gesicht hättet ihr mal sehen sollen. Schnell kramte der Mann in seinem Geldsack, zog das Geld heraus und reichte es dem Zöllner. Ich hörte den Bauern leise fragen:
„Stimmt die Summe wirklich? Erst kürzlich war es fast doppelt so viel, was ich bezahlen musste.“
Der Zöllner lächelte gütig und sagte:
„Ja, was Sie mir bezahlt haben stimmt. Ich werde zukünftig nur noch diesen Preis verlangen. Nicht mehr, als vorgeschrieben. Johannes der Täufer hat es mir erklärt und ich sehe ein, dass ich falsch gehandelt habe.“
Dankend setzte der Mann sich wieder auf seinen Esel und wir ruckelten durch das Tor. Schon wieder war es Johannes der Täufer, der mir hier zu Ohren kam. So langsam wurde ich wirklich gespannt wie ein Flitzebogen. Was konnte denn das nur für ein besonderer Mann sein, der solche Veränderungen an den Menschen bewirkte?